Die Geschichte mit der Marie fand ihren Anfang in den goldenen 20ern: Schon als Kind, erzählt man sich, war die kleine Maria - genannt Marie - das Herz und die Seele der Brauerei Hausbrendel am Augsburger Jakobsplatz. Das strahlende Lächeln der zweiten Brauerstochter erweichte die Herzen der härtesten Kerle; mit ihren großen blauen Augen und ihrer unerschütterlichen Fröhlichkeit wickelte sie auch die größten Grantler um den Finger.
Und so ist es auch kein Wunder, dass die Hausbrendel Marie zum reizenden Mädchen heranwuchs, auf das so einige Burschen ein Auge geworfen hatten. Sie aber hatte kein Interesse an Romantik und griff lieber dem Vater unter die Arme - schliesslich kannte sie Brauerei und Wirtshaus besser als ihre Westentasche. Nein, die Marie war sich nicht zu fein, mit anzupacken - immer mit einem Lächeln auf den Lippen und einem freundlichen Wort für die Gäste.
Dass es im Hausbrendel Wirtshaus dank der schönen Marie ganz besonders nett sei, blieb nicht lange ein Augsburger Geheimnis: Die Nachricht sprach sich schnell herum und fand schliesslich auch bei einem gewissen jungen Konrad Schwarz aus Zusmarshausen Gehör. Sein Spetzl, der Postler, hatte ihm von der Marie erzählt und schnell war das Interesse beim Junggesellen Schwarz geweckt: Eine Brauerstochter, die zugleich schön und fleissig ist - das musste er mit eigenen Augen sehen!
Also machte er sich auf, um die Hausbrendel Marie einmal selbst in Augenschein zu nehmen. Doch im Wirtshaus am Jakobsplatz angekommen, wurde der junge Schwarz herb enttäuscht. Die Bedienung in Dirndl und Schürze war ganz nett anzusehen - doch von Grübchen und Strahlelachen keine Spur! Auf seine Rückfrage bestätigten die anderen Gäste, dass dies die Brauerstochter sei und so kehrte Konrad Schwarz ganz aufgebracht zurück zum Spetzl Postler. Ja ob er denn deppert sei, musste er sich vom Postler daraufhin anhören - die Marie sei doch um diese Zeit immer beim Ausfahren mit dabei, das wisse doch jedes Kind! Die unscheinbare Bedienung, die er gesehen hatte, war die ältere der beiden Hausbrendel-Schwestern!
Daraufhin ließ Konrad keine Zeit verstreichen, doch noch die echte Marie zu finden. Und da stand sie - unverkennbar die umwerfende Erscheinung aus den Geschichten - mitten im Braustüberl auf dem Tisch. Als Frau der Tat war sie gerade dabei, eine Glühbirne auszuwechseln und mühte sich mit der Fassung ab. Kurzerhand ergriff der junge Schwarz seine Chance, sprang auf den Tisch und half der schönen Marie aus der Patsche. Tja, was soll man sagen - unter dem Schein der neuen Glühbirne genügte ein Blick und beide verliebten sich bis über beide Ohren.
So kam es, dass wenig später bereits die Hochzeitsglocken läuteten: Der Brauer und die Brauerstochter - eine Geschichte, wie sie nur das Leben schreibt. Und fortan bezauberte die Marie die Zusmarshauser Braustüberl-Gäste, die ihrer neuen Gastgeberin zu Füßen lagen. Die Geschichten von der Marie erzählt man sich dort heute noch und trinkt ein Helles ihr zu Ehren. Damit das noch besser geht, hat Enkel Leopold Schwarz seiner Großmutter jetzt ein eigenes Bier gewidmet - die neue Schwarzbräu „Marie”.